„JE NE TOLÈRE QU’UNE SEULE ARME: LE TIRE-BOUCHON !“ Jean Carmet, Schauspieler
Liebe Gäste, liebe Freunde des guten Geschmacks, chers amis.
Ende August 2024 werden wir bereits das 9-jährige Bestehen des FLORE feiern können! Ein grosses Dankeschön dafür an Euch, liebe Gäste!
Wir befinden uns in einer denkwürdigen Zeit – geprägt von Unsicherheit, Ängsten und gesellschaftlicher Spaltung. Wir haben immer noch mit den Auswirkungen der Covid-Krise zu kämpfen - das veränderte Ausgehverhalten der Gäste, aber auch finanziell mit der Rückzahlung der perfid verzinsten Covid-Kredite - da kommen neue Herausforderungen hinzu, die zu einem weiteren Auseinanderdriften der Menschen beiträgt: die inzwischen spürbare Klimaveränderung, Generationen spaltende Genderdebatten und neue Kriege, die uns besonders bewegen und alte hässliche Seiten wie den Antisemitismus wieder aufblühen lassen. Mit zunehmender Egozentrik - jeder ist sich selber am allerwichtigsten und meint, die Wahrheit zu kennen - ziehen wir uns immer mehr in unser meinungssteriles Umfeld zurück - in absolutes schwarz-weiss-Denken - das Ende der Debatte und jeglichen Dialoges!
Deshalb ist es umso wichtiger, sich zurückzubesinnen, den Austausch zu suchen und tolerant zu bleiben. Dass die Gastronomie dabei verbinden kann, wie auch Wein, Kunst und insbesondere Musik, ist uns bewusst und wir sehen mit einem gewissem Stolz darauf, dies im FLORE geschafft zu haben: Wir sind zu einem unverzichtbaren Ort im Quartier und zu einem wichtigen sozialen Knotenpunkt im Kleinbasel geworden! In der Tat ist die Vielfalt bei uns gross – sowohl was den sozialen und kulturellen Hintergrund betrifft, als auch das Alter, die Herkunft oder die Orientierung. Selbst wenn es vereinzelten Gästen offenbar gegen den Strich lief, ich selbst freue mich ob dieser Vielfalt und sehe es mit gewissem Stolz als eine wahre Bereicherung, diese im FLORE harmonisch und zugleich lebendig unter einem Dach zu sehen! Wir sprechen nicht von Diversität - wir leben sie!
Bei all dem dürfen wir tatsächlich nicht vergessen, dass nichts selbstverständlich ist – diese neuen Verhältnisse zwingen uns dazu, gewisse Dinge zu überdenken, flexibel und offen zu bleiben, Bescheidenheit zu zeigen, alte Muster zu hinterfragen und daraus Positives und Konstruktives zu schöpfen, neue Wege zu gehen, und im besten Fall vielleicht mehr Sinn zu suchen in dem was wir machen.
Auch wenn wir mit der neuen Getränkekarte einzelne Preisanpassungen vornehmen mussten, möchten wir immer noch beweisen, dass eine hohe Qualität der Produkte nicht im Widerspruch stehen muss zu fairen und möglichst niedrig gehaltenen Preisen. Eines unserer Ziele dabei ist nach wie vor nicht, den Gewinn zu maximieren, sondern vor allem den Spassfaktor bei den Gästen zurück in die Gastronomie zu bringen!
Was nun den Wein betrifft, sind wir zu einer fast unumgänglichen Oase ausser- und ungewöhnlicher Tropfen im Basler, wenn nicht sogar Schweizer Gastroangebot geworden. Bei den zukünftigen ökologischen Herausforderungen und klimatischen Veränderungen, mit denen wir uns sowie die nächsten Generationen beschäftigen werden müssen, zeigt sich auch hier, dass wir mit der konsequenten Auswahl fast ausschliesslich biologischer oder biodynamischer Weine (und Produkte) nicht etwa einem Modetrend folgen, sondern klare Impulse und Zeichen setzen wollen und dies nach aussen hin auch überzeugt tun! Die abgelehnten Abstimmungen über CO2- sowie Pestizidinitiativen sind zwar frustrierend und niederschlagend und sie zeigen uns, dass der bequem situierte, konservative und offenbar blinde Teil der Gesellschaft immer noch die Mehrheit hat. Aber die simple Thematisierung der Problematik und die breite Zustimmung alternativer Ansätze zeigt auch, dass es in den nächsten Jahren einiges an Diskussionen, Umdenkprozessen und radikalen Veränderungen geben wird und muss! Auch dies lässt hoffen und bekräftigt uns im Wissen, mit unserer Philosophie bescheiden etwas Sinnvolles beizutragen.
Bei all den grossen Worten ist es jedoch wichtig, nicht zu vergessen, dass unser Dasein ohne die Treue unserer lieben Gäste nicht möglich wäre und wir uns weiterhin darauf konzentrieren wollen, uns im Hinblick auf Qualität, Gastgebertum und Vielfalt in jeglicher Hinsicht noch mehr zu steigern. Wir stecken ja schliesslich fast immer noch in den Kinderschuhen!
In diesem Sinne bedanke ich mich herzlichst für Euer Kommen, Eure Neugier und positive Energie und freue mich auf weitere spannende, fruchtbare und friedliche Momente mit Euch!
Vive le vin ! Vive l’amitié ! Vive le fromage ! Santé, Euer Miron Landreau & Team